Digital planen und reich ernten
Und schon wieder passierte es uns: Knoblauch mag keinen Sandboden, braucht volle Sonne, gedeiht gut neben Salat, soll aber jährlich den Standort wechseln… Und wie war das nochmal mit dem Wasserbedarf? Herrje, nochmal von vorne. Die Lage an diesem Februartag 2023, nach gefühlt fünf Rollen bekritzelter Transparentpapiere und dem Verschleiß des dritten Radiergummis, war, wie jedes Jahr, zum Haare raufen. Wer kennt es nicht? Beetplanung und erstes Jungpflanzen-Kick-off stehen an, nur wieviel von was gehört bitte wo hin?

Das Beste aus unserem Permakultur-Gelände machen, größtmögliche Vielfalt bei reichem Ertrag, wer will das nicht? Wir sind eine Botanikerin und ein Informatiker, bei denen die Zuversicht sank, und der Groschen (endlich) fiel. Heureka! Ein Baby wird geboren und wir taufen das erste digitale Permakultur-Planungstool „PermaplanT“.
PermaplanT ist in der Zwischenzeit zu einer fähigen Web-Applikation herangewachsen. Maßgeschneidert auf unsere eigenen Bedürfnisse kann mit unserem Planungstool nicht nur eine ästhetische Permakultur-Karte aufgebaut werden, es verfügt vor allem auch über ein sofortiges Feedbacksystem für geeignete Pflanzstandorte abhängig von eingegebenen Umweltfaktoren. Analyse und Design haben hier beide Platz.
Wie läuft es ab?
Zuerst legen wir eine Basiskarte an, indem ein Bild des Grundrisses hochgeladen wird. Manche laden sich eine Karte vom GIS Server Ihres Bundeslandes herunter, wir persönlich bevorzugen unsere handgefertigte Skizze. Um den Maßstab zu kalibrieren, zeichnen wir eine bekannte Länge in der Basiskarte ein. Statt Transparentblättern gibt es Ebenen, deren Durchsichtigkeit regelbar ist.
Ist die Basiskarte mal da, braucht die Maus nur mehr innerhalb der Web-App bewegt zu werden. Im nächsten Schritt werden Ebene für Ebene per digitalem Pinsel mit den Daten befüllt, welche wir in analytischer Beobachtung zuvor zusammengetragen haben: Schatten, Bodeneigenschaften und Bodenfeuchtigkeit. Zonierung, Baumkronen, Infrastruktur und beliebig mehr kann in selbst kreierten Ebenen frei aus der Seele gezeichnet werden.
Zentral ist die vorgegebene Pflanzen-Ebene, in welcher aus ca. 10.000 Pflanzen ausgewählt werden kann. Im Hintergrund hat jeder dieser Pflanzeneinträge zahlreiche Eigenschaften gespeichert. Wird nun eine Pflanze über die Karte gezogen, leuchtet die ganze Karte in Ampelfarben auf. Diese zeigen geeignete, eventuell geeignete oder nicht geeignete Standorte. Dabei werden die eingegebenen Faktoren eingerechnet, die das Gedeihen dieser Pflanze beeinflussen. Das sind Bodenansprüche, Wasser- oder Lichtbedürfnisse, Interaktionen mit Nachbarpflanzen, Vor- und Nachkulturen, sowie durch spätere Pflanzungen bereits blockierte Positionen. Wir können durchatmen und genießen: Im Handumdrehen wird für unser eingangs erwähntes Knoblauch-Paradoxon eine Lösung gefunden.
Voraussetzungen
Um PermaplanT zu bedienen, sind keine besonderen Kenntnisse notwendig. Schon aber, um den Plan dann auch Realität werden zu lassen. Das Planungstool erlaubt grundsätzlich jede Positionierung, z.B. auch zu eng gesetzte Pflanzen. Das ist zwar sehr flexibel, setzt aber eine gewisse Erfahrung mit Permakultur bzw. dem Gärtnern voraus.
Vergleich mit anderen Apps
Wir fanden es wichtig, dass an jedem Tag und überall auf der Karte gepflanzt werden kann und nicht nur innerhalb von Saisonen und Beeten. Außerdem haben wir Wert darauf gelegt, den zeitlichen Überblick zu behalten. Deshalb gibt es eine Zeitleiste, die nicht nur das schnelle Wechseln des Datums ermöglicht sondern auch optische Marker für Aktivitäten auf der Karte anzeigt.
Zusammenarbeit
Selbst als Team kann man eine Karte bearbeiten, und zwar zur gleichen Zeit von verschiedenen Geräten aus. Eines unserer Ziele ist es, die virtuellen Karten anderer Nutzer*innen besuchen und in direkten Dialog gehen zu können. Vielleicht wird PermaplanT unter anderem dadurch zum länder-übergreifenden Fundament für Vernetzung und Austausch, mit zahlreichen bunten Gärten, kreativen Ideen und reichen Ernten zum Teilen.
Autoren: Yvonne Markl & Markus Raab
Link: https://www.permaplant.net

Auf der linken Seite sind die Eigenschaften der blau markierten, ausgewählten Gurke zu sehen. Unten ist die Zeitleiste. Rechts ist eine Auswahl an Ebenen. Unterhalb öffnet sich die für die ausgewählte Ebene spezifische Toolbar. In der Karte sieht man den Plan für unseren kleinen Vorgarten vor dem Wohnhaus. Die Gurke bevorzugt den Platz zwischen Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten. Die rote Fläche und Linien zu Basilikum und Kartoffel geben Hinweise auf weniger geeignete Standorte.